Der Süddeutsche Verlag hat in ihrem Online-Magazin Süddeutsche.de einen Artikel über K-Pop und dessen Fans veröffentlicht, der für viel Gesprächsstoff in der asiatischen Musikszene sorgt. Und nachdem man diesen Artikel gelesen hat stellt sich eine Frage:
Verhöhnt die Süddeutsche den K-Pop und dessen Fans?
Am 08. Juni 2018 veröffentlichten zwei Autoren auf Süddeutsche.de (SZ.de) einen sonderbaren Artikel über K-Pop. Die deutsche Hallyu-Welt ist aufgebracht und nimmt diesen Artikel nicht einfach so hin.
"Koreanische Popmusik ist in Asien omnipräsent, nun erobert der sogenannte K-Pop den Rest der Welt." In Deutschland gibt es den Schlager, also deutschsprachige Musik. Die gibt es lange. Wer kennt nicht "Ich will keine Schokolade" von Trude Herr aus dem Jahre 1965? Schlager ist in Deutschland vor allem momentan ein Erfolg und omnipräsent. In Südkorea entwickelte sich nach 1900 der Trot, die älteste Form der koreanischen Musik. 1990 rum entwickelte sich - nach Vorbild der amerikanischen Musik - der koreanische Pop, kurz K-Pop. Dieser Stil ist also seit über 20 Jahren Bestandteil des Landes.
Im nächsten Absatz wird Red Velvet's Hit "Bad Boy" genutzt, um Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bloßzustellen. Hat der Süden die Girlgroup den Song mit der Passage "Bad Boy down" absichtlich singen lassen? Laut Süddeutsche.de ist dem so. In dem Lied geht es allerdings darum jemanden für sich zu gewinnen, dass er keine Spielchen spielen und sich die Liebe eingestehen soll. Das Lied erreichte Platz 2 in den Gaon Single Charts und sogar in den Billboard US World Digital Charts. Das Musikvideo zählte im Februar dieses Jahres, also vor dem Konzert schon über 50 Millionen Aufrufe. Warum sollte man also den aktuellen Hit nicht bei einem Konzert singen - auch wenn es in Nordkorea ist?
Weiter geht es in dem Artikel auch den Einfluss der südkoreanischen Popmusik in anderen asiatischen Ländern als omnipräsent zu bezeichnen. China, Japan und Südkorea sind sich in vielen Dingen sehr ähnlich - warum also nicht auch in der Musik? Die südkoreanische Sängerin BoA ist in Japan erfolgreicher als in ihrem Heimatland. In Japan veröffentlicht sie allerdings ausschließlich Musik in japanischer Sprache. SEVENTEEN veröffentlichten kürzlich die Single "CALL CALL CALL!" - das Lied gibt es nur auf Japanisch und klingt gewiss nicht, wie ihre koreanischen Stücke. Ist das nun Einfluss oder der Versuch einen anderen Markt zu erobern? Gerade Japan liebt seinen Musikstil und dem beugen sich auch jene südkoreanischen Künstler, die dort Musik auf den Markt bringen - mit Erfolg.
Nun lesen wir eine Aussage, wie: "Musikalisch ist K-Pop ein Cocktail aus verschiedenen westlichen Genres - momentan dominieren Trap und Tropical House -, der mit einer Prise Geschmacksverstärker und sehr viel Sirup abgeschmeckt wird." Nachdem BTS in einem anderen Artikel der WELT schon als Abkürzung einer Droge bezeichnet wurde, begegnet uns auch hier eine sonderbarer Vegleich. Wer sich die aktuellen Veröffentlichungen der letzten vier Wochen in Südkorea anhöhrt wird etwas feststellen: da dominiert kein Einfluss. Der Einfluss der westlichen Musik allgemein ist nicht zu leugnen; darum geht es auch nicht. Die südkoreanische Popmusik ist vielseitig und eben das, warum es auf der ganzen Welt immer beliebter wird. Was ist mit Deutschland? "Despacito" oder "El mismo sol" lassen grüßen: man höre sich die neue Single "Es war nur eine Nacht" von Claudia Jung an. Ist das nun ein Mix aus verschiedenen westlichen Genres - abgeschmeckt mit Kokosmilch? Übrigens sind orientalische Einflüsse noch beliebter, nicht nur in Südkorea, man höre sich einfach mal das aktuelle Lied "Show Time" der japanischen Girlgroup E-girls an.
Es geht noch weiter, "denn die Reizüberflutung namens K-Pop erreicht erst ihr rechtes Maß, wenn man sich die Musikvideos anschaut." In diesem Punkt wirke es angeblich so, "als hätte Jeff Koons aus Dantes Höllentrichter eine Großraumdisko gebaut." Wieder ein sonderbarer Vegleich. Während die Welt genug Schande in der Gesellschaft und Politik zu bieten hat, ist es gewiss nicht schlimm, sich mit künstlerischer Ausdrucksweise ein Stück heile Welt zurückzuholen. Da gehören ausdrucksstarke und perfekte Musik mit Choreografien und Musikvideos dazu. Bunte Farben, geschminkt und niedlich. Fragen wir uns an dieser Stelle, warum Helene Fischer, Beatrice Egli und Vanessa Mai im Schlager und darüber hinaus so erfolgreich sind - vielleicht, weil sie zumindest Choreografien darbieten?
An dieser Stelle folgt, wie in jedem auf K-Pop bezogenen Artikel, der Blick auf die oft genannten Knebelverträge oder Sklavenverträge. Eltern schleppen die Kinder zu Castings, Jungs und Mädels werden gedrillt. Wir wissen dies bereits seit Glanzzeiten des "Gangnam Style" und damit muss man gewiss keinen Artikel mehr ausschmücken oder was ist der Zweck, dies immer zu erwähnen?
Natürlich darf der Hype um BTS nicht fehlen. "Love Yourself 轉 Tear" ist das erste Album eines koreanischen Künstlers an der Chartspitze der US Albumcharts und auch in Deutschland landete das Album auf Platz 17 der offiziellen deutschen Album Charts. Die aktuelle Hit-Single "FAKE LOVE" erreichte Platz 56 in den offiziellen deutschen Single Charts. Laut Süddeutsche kommt das Lied im Gewannt des "momentan besonders erfolgreichen Emo-Raps gekleidet" daher. Rap-Parts finden sich in vielen koreanischen Pop-Songs wieder, egal ob von Boygroups oder Girlgroups. Sie sind Teil des Liedes und auch das mag nach Vorbild der amerikanischen Musik sein. Ob dies nun aber im Gewannt des Emo-Raps ist, darüber lässt sich gewiss streiten. Selbstverständlich bleibt hier auch nicht unerwähnt, dass südkoreanische Künstler femininer sind, als westliche Künstler. Es klingt fast schon, wie ein Vergehen.
Unsere Sicht auf K-Pop, der Hallyu und den Fans in Bezug auf den Artikel
Die Süddeutsche erzählt sehr wohl wahre Fakten, vor allem über die Verträge und damit der Umgang mit den "Schützlingen". Es sind die Schattenseiten der koreanischen Popmusik, die die Welt immer mehr konsumiert. Schattenseiten gab und gibt es aber auch in jedem Musikbusiness. Gleichgeschlechtliche Beziehungen mussten verheimlicht werden, Hanne Haller zum Beispiel nam dies mit ins Grab und Avicii nahm sich das Leben.
Kein Fan der sogenannten Hallyu nimmt diese Schattenseiten einfach so hin. Es gibt weltweit zahlreiche Fanseiten in englischer Sprache und jene des eigenen Landes. Fans schließen sich zusammen, realisieren Fanprojekte, lassen Hashtags trenden und schicken ihren Idolen aufmunternde Nachrichten. Sie kaufen ihre CDs, DVDs und gehen zu Konzerten, denn das ist letztlich der einzige Weg, wie man die vielen Talente mit ihrer Mentalität am besten unterstützen kann.
Offene Worte an die Autoren des Artikels "Pop aus Südkorea: Eine Reizüberflutung namens K-Pop - Als hätte Jeff Koons aus Dantes Höllentrichter eine Großraumdisko gebaut" vom 08. Juni 2018 des Online-Magazins Süddeutsche.de
Es ist positiv über K-Pop zu berichten, der weltweit - um es in jenen Worten auszudrücken - so omnipräsent ist. Hat die Süddeutsche mit dem Artikel den K-Pop verhöhnt? Vielleicht mag man das an manchen Stellen so herauslesen. Fakt ist, dass K-Pop wirklich eine Reizüberflutung ist, jedoch ist das kein negativer Aspekt. Die Hallyu schwappt eben über die Landesgrenzen Südkoreas und über Asien hinaus. Das Phänomen K-Pop ist nun ein weltweit musikalische Trend.
* Kursiv ausgerichtete Text-Passagen in Anführungszeichen sind 1:1 Zitate aus dem Original-Artikel der SZ.
Quellen: Korean Broadcasting System (KBS) | Süddeutsche.de | The Korea Herold | WELT (Artikel "K-POP-SUPERSTARS BANGTAN BOYS Sie kennen BTS nicht? Zwei Berliner Konzerte in neun Minuten ausverkauft" vom 01.06.2018)